Lehren ohne selbst zu lernen? Das gibt es nicht. In meinen Seminaren an Universitäten gebe ich nicht nur Wissen weiter, ich versuche insbesondere, Studierenden bei ihrem Weg in Kulturberufe zu helfen. Ich lerne selbst dabei, weil ich so auf denkbar beste Weise im Gespräch bleibe, im Austausch der Argumente mich selbst immer wieder überprüfe. Jedes Semester ist ein Geschenk – gerade für mich!
Lehrveranstaltungen
Universität Osnabrück, Wintersemester 2022/2023
"Literaturkritik der Romantik. Von Friedrich Schlegel bis Walter Benjamin"
Friedrich Schlegels Wort von der „romantischen Universalpoesie“ gibt nicht nur einer später als Epoche der Literaturgeschichte kanonisierten Bewegung ihren programmatischen Kernbegriff. Der Terminus schließt auch in initialer Weise eine Sicht auf Literatur auf, die sie zu einem kulturellen Unternehmen der unablässigen Neuperspektivierung macht. Literatur und Text gewinnen in der Romantik einen Status, der mehr ist als nur eine Vorstufe der literarischen Moderne. Indem Literatur sich selbst reflexiv wird, faltet sie sich auf im Hinblick auf ihre Gattungen, ihre Geschichte, ihre Medialität. Die Literaturkritik gewinnt in der Romantik einen völlig neuen Stellenwert als Medium einer permanent mitlaufenden Reflexion der Literatur. Dies alles vollzieht sich im Kontext neuer medialer Herstellungs- und Verbreitungsformen von Literatur, die eine frühe Form des Literaturbetriebs ausbilden helfen. In der Romantik werden jene Themen bereits konzipiert, die im 20. Jahrhundert die Haltung zu literarischen Texten und die Diskussion um angemessene Textlektüren bestimmen werden. Dabei steht vor allem die unendliche Interpretierbarkeit literarischer Texte im Mittelpunkt.
Ziel des Seminars ist es, die Literaturkritik der Romantik als innovative Entwicklungsstufe im Umgang mit Literatur kennenzulernen und ihre zentralen Begriffe wie auch Vorgehensweisen zu rekonstruieren. In dem Seminar geht es darum, in der Literaturkritik der Romantik eine Grundlegung jenes Umgangs mit literarischen Texten zu erkennen, die für die literaturkritische Diskussion bis in die Gegenwart hinein zentrale Fragestellungen konzipiert hat. Im Seminar sollen die Aspekte einer Literaturkritik der Romantik in eingehender Textlektüre erschlossen werden. In diesem Kontext wird es auch darum gehen, die in Texten niedergelegte Diskussion als Reflex auf einen expandierenden Literaturbetrieb zu verstehen. In der Romantik wird Literatur sich selbst zu einem komplexen Phänomen – mit vielfältigen Folgen für die Moderne, überhaupt für jeden Vorstellung von Lektüre und Sinnverstehen.
Universität Osnabrück, Wintersemester 2021/2022
"Der Literaturskandal. Von Christa Wolf bis Peter Handke"
Zur Literatur gehört der Skandal. Seit dem Zeitalter Gotthold Ephraim Lessings ist die Literatur von Streitfällen und Skandalen begleitet. An diese Kontinuität knüpft sich ein Erkenntnisinteresse, das den literarischen Streit als ein mediales Format und spezifischen Fall der Rezeption von Literatur versteht. Literarischer Streit wird inszeniert, ausgetragen und archiviert. Diese Verlaufskurve entspricht den Aggregatzuständen eines gesellschaftlichen Streitgesprächs, das sich an literarischen Werken entzündet. Im Seminar soll gefragt werden, wie literarischer Streit medial inszeniert und dargestellt wird. Im Zentrum steht dabei die Frage, welche grundsätzlichen Konflikte anhand literarischer Werke eigentlich ausgetragen werden. Im Seminar werden diese und weitere Fragen am Beispiel mehrerer literarischer Kontroversen seit dem Mauerfall diskutiert. Die zeitlichen Eckpunkte bilden dabei die Kontroversen um Christa Wolfs 1990 publizierte Erzählung "Was bleibt" und um die Zuerkennung des Literaturnobelpreises 2019 an Peter Handke. Ziel des Seminars ist es, das Phänomen des Literaturskandals als einen besonderen Fall der Rezeption von Literatur zu analysieren und damit Einsicht in die Weise zu gewinnen, wie der Umgang mit Literatur medial inszeniert und aufbereitet wird. Der Skandal wird als ein Ereignis aufgefasst, in dem im gesellschaftlichen Rahmen Fragen von Normen und Maßstäben kontrovers diskutiert und womöglich auch geklärt werden. In der Seminararbeit werden die Diskussion von Fallbeispielen und die Analyse von Verlaufsmustern des Literaturskandals paradigmatisch aufeinander bezogen. Ziel ist, eine Einsicht in das Verhältnis von Literatur und medialem System, von Text und Debatte zu gewinnen.
Universität Osnabrück, Sommersemester 2021
"Heinrich Heine: Literarische Kontroversen"
Heinrich Heine ist der Autor auf der Schwelle zwischen historischen Epochen und literarischen Stilrichtungen. Als Dichter und Journalist steht er zwischen unterschiedlichen Rollen des Autors ebenso wie zwischen unterschiedlichen literarischen Genres und den mit ihnen verbundenen Schreibhaltungen. Sein Werk entwickelt sich folgerichtig aus Brüchen und Konflikten, die Heine nicht einfach nur spiegelt, sondern in seinen Werken thematisch reflektiert und literarisch produktiv macht. Heinrich Heine hat seine Existenz als Autor als fluiden Prozess verstanden und diesen Prozess aktiv gestaltet, auch in der Auseinandersetzung mit anderen Autoren, Publizisten, Verlegern und politischen Autoritäten. Heine ist der Prototyp des freien Autors, des europäischen Intellektuellen, des Schriftstellers, der ebenso Poet wie Journalist ist. Das macht ihn unter anderem so modern. Diese grundsätzliche Struktur des Autors Heinrich Heine und seines Werkes soll in dem Seminar anhand literarischer Kontroversen näher untersucht werden. Der literarische Streit wird dabei nicht als biografische Anekdote verstanden, sondern als Form der medialen Inszenierung und literarischen Selbstreflexion verstanden und ernst genommen. In den Blick kommen dabei insbesondere die literarischen Kontroversen Heines mit August Graf von Platen und vor allem Ludwig Börne sowie die Konflikte mit Verlegern. Leitfrage des Seminars wird sein, wie diese Konflikte als Austrag um Probleme der Autorenrolle und der literarischen Selbstpositionierung im Kontext eines Mediensystems der Moderne gelesen werden können und welche Rückwirkungen sie auf Schreibhaltung und Textgestaltung haben.
Universität Osnabrück, Wintersemester 2020/2021
"Marcel Reich-Ranicki und die deutsche Literatur nach 1945"
Kaum ein anderer Name der deutschen Literaturkritik nach 1945 scheint so mit dem gesamten Genre identisch zu sein wie der Marcel Reich-Ranickis. Reich-Ranicki hat Optionen und Probleme der Literaturkritik vorgeführt, sie als Instanz öffentlich neu etabliert und sie als Ausübung von Macht im Literaturbetrieb auch an ihre Grenzen gebracht. Im Jahr des 100. Geburtstages von Marcel Reich-Ranicki soll die Figur "MRR" zum Anlass genommen werden, nach den Möglichkeiten von Literaturkritik im Literatursystem zu fragen. Dabei geht es um Formen des Urteilens ("Lauter Verrisse"), das Wirken des Kritikers im Rahmen der Gruppe 47 ebenso wie um mediale Präsentationsformen der Literaturkritik ("Das literarische Quartett") sowie folgenreiche Kontroversen des Kritikers mit Autoren wie Martin Walser und Günter Grass. Die Beschäftigung mit Marcel Reich-Ranicki eröffnet auf diese Weise einen eigenen Zugang zur Geschichte der deutschen Literatur nach 1945 und zu Einsichten in das Funktionieren von Literaturkritik.
Universität Osnabrück, Sommersemester 2020
"Literaturkritik: Einführung, Geschichte, praktische Übung"
„Literarisches Quartett“, Buchbesprechungen in Feuilletons, Kundenbewertungen auf Amazon, Bücherblogs im Netz: Das Feld der Literaturkritik erscheint so weit aufgefächert wie selten zuvor. Der Befund einer denkbar vielfältigen, ja unübersichtlichen Praxis der Literaturkritik fordert dazu heraus, Grundlagen und Praktiken dieser Form der Bewertung künstlerischer Leistungen neu zu befragen und zu justieren.
Das Seminar führt in die Grundlagen der Literarturkritik ein, indem es ihre Kriterien und Rollenmodelle klärt, Textsorten sichtet, historische Positionen ihrer Praxis diskutiert und schließlich Wege zu einem eigenen literaturkritischen Schreiben aufzeigt.
Dies geschieht in diesen Schritten:
In dem Seminar wird damit der Versuch unternommen, theoretische Reflexion mit historischem Wissen, journalistischen Grundlagen und eigener Praxis zu kombinieren. Das Seminar hebt darauf ab, das eigene Schreiben theoretisch reflektieren zu können. Erst in diesem Wechselspiel von Wissen, Reflexion und Praxis kann sich Literaturkritik sinnvoll entfalten.
Das Seminar setzt keine journalistischen Vorkenntnisse voraus, wohl aber die Bereitschaft, den Gegenstand des Seminars reflexiv zu erarbeiten, sich selbst praktisch zu erproben und die eigenen Arbeitsergebnisse kritischer Rückmeldung auszusetzen.
Universität Osnabrück, Wintersemester 2019/2020
„Der literarische Kanon zwischen Norm und Dynamik“
Jeder literarische Kanon scheint genau so überlebt wie die künstlerische Norm, die er aufstellt. Der Literaturkanon scheint eine Idee der Vergangenheit zu sein. Dennoch bleibt die Frage nach der Auswahl der vermeintlich besten und wichtigsten Bücher beziehungsweise literarischen Werke aktuell. Was leistet eine Aufteilung der Literatur in Listen von kanonischer Geltung? Welchen kulturellen und gesellschaftlichen Bedürfnissen kommt sie entgegen? Und wie funktioniert der Literaturkanon als Instrument des Literaturbetriebes? Das Seminar soll einen Überblick über Geschichte, Strukturen und Erscheinungsformen des literarischen Kanons geben. Im Anschluss soll der Vorschlag für einen eigenen literarischen Kanon erarbeitet werden.
Universität Osnabrück, Sommersemester 2019
„Literaturkritik. Einführung und praktische Übungen“
"Literarisches Quartett", Buchbesprechungen in Feuilletons, Kundenbewertungen auf Amazon, Bücherblogs im Netz: Das Feld der Literaturkritik erscheint so weit aufgefächert wie selten zuvor. Der Befund einer denkbar vielfältigen, ja unübersichtlichen Praxis der Literaturkritik fordert dazu heraus, Grundlagen und Praktiken dieser Form der Bewertung künstlerischer Leistungen neu zu justieren. Das Seminar führt in die Grundlagen der Literaturkritik ein, indem es ihre Kriterien klärt, Textsorten sichtet und schließlich Wege zu eigenem literaturkritischen Schreiben aufzeigt. Theoretische Reflexion und Schreibpraxis sollen dabei so aufeinander bezogen werden, dass Literaturkritik mit klarem Bewusstsein für die eigenen Kriterien und die medialen Kontexte der eigenen Praxis betrieben werden kann. Das Seminar setzt entsprechend bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine doppelte Bereitschaft voraus - die zu kritischer Beschäftigung mit Grundlagentexten der Theorie der Literaturkritik und die zum eigenen Schreibversuch.
Universität Osnabrück, Wintersemester 2018/2019
„Feuilleton. Vom Zeitungsressort zur Beobachtungshaltung“
Das Feuilleton hat Konjunktur. Das Wort, das einst vor allem das Kulturressort von Tageszeitungen bezeichnete, ist in der Medienlandschaft zu einem umfassenden Begriff avanciert. Mit dem Begriff verbinden sich Vorstellungen von einer redaktionellen Arbeitseinheit ebenso wie der Umriss einer Textsorte und eine dezidierte Beobachtungshaltung der kulturellen Wirklichkeiten. Ressort, Text, Beobachtung: Anhand dieser drei grundsätzlichen Perspektiven soll der Begriff des Feuilletons analysiert und als mediales Phänomen aufgeschlüsselt werden. Im Seminar werden Stationen der Geschichte des Feuilletons beschrieben und Fragen redaktioneller Organisation geklärt. Daneben soll die Textsorte Feuilleton analysiert und verstehbar gemacht werden, was mit dem Feuilleton als Haltung gemeint ist. Das Seminar bietet einen Überblick zum Phänomen Feuilleton und kann so als Grundlegung für ein folgendes Seminarangebot zum Thema Praxis der Rezension verstanden werden.
Frühere Seminare
Universität Osnabrück, 2013
„Kunstkritik“
Universität Osnabrück, 2012
„Kunstmuseen“
Universität Osnabrück, 2006
„Rezension und Kritik“
FernUniversität Hagen, 2004
„Bildhermeneutik“
Universität Osnabrück, 2004
„Kulturmarketing“
FernUniversität Hagen, 2004
„Kulturmarketing“
FernUniversität Hagen, 2002
„Bildhermeneutik“
FernUniversität Hagen, 2001
„Öffentlichkeitsarbeit für Kultureinrichtungen“
Universität Osnabrück, 1998-2001
„Kulturjournalismus“
Universität Osnabrück, Wintersemester 2022/2023
"Literaturkritik der Romantik. Von Friedrich Schlegel bis Walter Benjamin"
Friedrich Schlegels Wort von der „romantischen Universalpoesie“ gibt nicht nur einer später als Epoche der Literaturgeschichte kanonisierten Bewegung ihren programmatischen Kernbegriff. Der Terminus schließt auch in initialer Weise eine Sicht auf Literatur auf, die sie zu einem kulturellen Unternehmen der unablässigen Neuperspektivierung macht. Literatur und Text gewinnen in der Romantik einen Status, der mehr ist als nur eine Vorstufe der literarischen Moderne. Indem Literatur sich selbst reflexiv wird, faltet sie sich auf im Hinblick auf ihre Gattungen, ihre Geschichte, ihre Medialität. Die Literaturkritik gewinnt in der Romantik einen völlig neuen Stellenwert als Medium einer permanent mitlaufenden Reflexion der Literatur. Dies alles vollzieht sich im Kontext neuer medialer Herstellungs- und Verbreitungsformen von Literatur, die eine frühe Form des Literaturbetriebs ausbilden helfen. In der Romantik werden jene Themen bereits konzipiert, die im 20. Jahrhundert die Haltung zu literarischen Texten und die Diskussion um angemessene Textlektüren bestimmen werden. Dabei steht vor allem die unendliche Interpretierbarkeit literarischer Texte im Mittelpunkt.
Ziel des Seminars ist es, die Literaturkritik der Romantik als innovative Entwicklungsstufe im Umgang mit Literatur kennenzulernen und ihre zentralen Begriffe wie auch Vorgehensweisen zu rekonstruieren. In dem Seminar geht es darum, in der Literaturkritik der Romantik eine Grundlegung jenes Umgangs mit literarischen Texten zu erkennen, die für die literaturkritische Diskussion bis in die Gegenwart hinein zentrale Fragestellungen konzipiert hat. Im Seminar sollen die Aspekte einer Literaturkritik der Romantik in eingehender Textlektüre erschlossen werden. In diesem Kontext wird es auch darum gehen, die in Texten niedergelegte Diskussion als Reflex auf einen expandierenden Literaturbetrieb zu verstehen. In der Romantik wird Literatur sich selbst zu einem komplexen Phänomen – mit vielfältigen Folgen für die Moderne, überhaupt für jeden Vorstellung von Lektüre und Sinnverstehen.
Universität Osnabrück, Wintersemester 2021/2022
"Der Literaturskandal. Von Christa Wolf bis Peter Handke"
Zur Literatur gehört der Skandal. Seit dem Zeitalter Gotthold Ephraim Lessings ist die Literatur von Streitfällen und Skandalen begleitet. An diese Kontinuität knüpft sich ein Erkenntnisinteresse, das den literarischen Streit als ein mediales Format und spezifischen Fall der Rezeption von Literatur versteht. Literarischer Streit wird inszeniert, ausgetragen und archiviert. Diese Verlaufskurve entspricht den Aggregatzuständen eines gesellschaftlichen Streitgesprächs, das sich an literarischen Werken entzündet. Im Seminar soll gefragt werden, wie literarischer Streit medial inszeniert und dargestellt wird. Im Zentrum steht dabei die Frage, welche grundsätzlichen Konflikte anhand literarischer Werke eigentlich ausgetragen werden. Im Seminar werden diese und weitere Fragen am Beispiel mehrerer literarischer Kontroversen seit dem Mauerfall diskutiert. Die zeitlichen Eckpunkte bilden dabei die Kontroversen um Christa Wolfs 1990 publizierte Erzählung "Was bleibt" und um die Zuerkennung des Literaturnobelpreises 2019 an Peter Handke. Ziel des Seminars ist es, das Phänomen des Literaturskandals als einen besonderen Fall der Rezeption von Literatur zu analysieren und damit Einsicht in die Weise zu gewinnen, wie der Umgang mit Literatur medial inszeniert und aufbereitet wird. Der Skandal wird als ein Ereignis aufgefasst, in dem im gesellschaftlichen Rahmen Fragen von Normen und Maßstäben kontrovers diskutiert und womöglich auch geklärt werden. In der Seminararbeit werden die Diskussion von Fallbeispielen und die Analyse von Verlaufsmustern des Literaturskandals paradigmatisch aufeinander bezogen. Ziel ist, eine Einsicht in das Verhältnis von Literatur und medialem System, von Text und Debatte zu gewinnen.
Universität Osnabrück, Sommersemester 2021
"Heinrich Heine: Literarische Kontroversen"
Heinrich Heine ist der Autor auf der Schwelle zwischen historischen Epochen und literarischen Stilrichtungen. Als Dichter und Journalist steht er zwischen unterschiedlichen Rollen des Autors ebenso wie zwischen unterschiedlichen literarischen Genres und den mit ihnen verbundenen Schreibhaltungen. Sein Werk entwickelt sich folgerichtig aus Brüchen und Konflikten, die Heine nicht einfach nur spiegelt, sondern in seinen Werken thematisch reflektiert und literarisch produktiv macht. Heinrich Heine hat seine Existenz als Autor als fluiden Prozess verstanden und diesen Prozess aktiv gestaltet, auch in der Auseinandersetzung mit anderen Autoren, Publizisten, Verlegern und politischen Autoritäten. Heine ist der Prototyp des freien Autors, des europäischen Intellektuellen, des Schriftstellers, der ebenso Poet wie Journalist ist. Das macht ihn unter anderem so modern. Diese grundsätzliche Struktur des Autors Heinrich Heine und seines Werkes soll in dem Seminar anhand literarischer Kontroversen näher untersucht werden. Der literarische Streit wird dabei nicht als biografische Anekdote verstanden, sondern als Form der medialen Inszenierung und literarischen Selbstreflexion verstanden und ernst genommen. In den Blick kommen dabei insbesondere die literarischen Kontroversen Heines mit August Graf von Platen und vor allem Ludwig Börne sowie die Konflikte mit Verlegern. Leitfrage des Seminars wird sein, wie diese Konflikte als Austrag um Probleme der Autorenrolle und der literarischen Selbstpositionierung im Kontext eines Mediensystems der Moderne gelesen werden können und welche Rückwirkungen sie auf Schreibhaltung und Textgestaltung haben.
Universität Osnabrück, Wintersemester 2020/2021
"Marcel Reich-Ranicki und die deutsche Literatur nach 1945"
Kaum ein anderer Name der deutschen Literaturkritik nach 1945 scheint so mit dem gesamten Genre identisch zu sein wie der Marcel Reich-Ranickis. Reich-Ranicki hat Optionen und Probleme der Literaturkritik vorgeführt, sie als Instanz öffentlich neu etabliert und sie als Ausübung von Macht im Literaturbetrieb auch an ihre Grenzen gebracht. Im Jahr des 100. Geburtstages von Marcel Reich-Ranicki soll die Figur "MRR" zum Anlass genommen werden, nach den Möglichkeiten von Literaturkritik im Literatursystem zu fragen. Dabei geht es um Formen des Urteilens ("Lauter Verrisse"), das Wirken des Kritikers im Rahmen der Gruppe 47 ebenso wie um mediale Präsentationsformen der Literaturkritik ("Das literarische Quartett") sowie folgenreiche Kontroversen des Kritikers mit Autoren wie Martin Walser und Günter Grass. Die Beschäftigung mit Marcel Reich-Ranicki eröffnet auf diese Weise einen eigenen Zugang zur Geschichte der deutschen Literatur nach 1945 und zu Einsichten in das Funktionieren von Literaturkritik.
Universität Osnabrück, Sommersemester 2020
"Literaturkritik: Einführung, Geschichte, praktische Übung"
„Literarisches Quartett“, Buchbesprechungen in Feuilletons, Kundenbewertungen auf Amazon, Bücherblogs im Netz: Das Feld der Literaturkritik erscheint so weit aufgefächert wie selten zuvor. Der Befund einer denkbar vielfältigen, ja unübersichtlichen Praxis der Literaturkritik fordert dazu heraus, Grundlagen und Praktiken dieser Form der Bewertung künstlerischer Leistungen neu zu befragen und zu justieren.
Das Seminar führt in die Grundlagen der Literarturkritik ein, indem es ihre Kriterien und Rollenmodelle klärt, Textsorten sichtet, historische Positionen ihrer Praxis diskutiert und schließlich Wege zu einem eigenen literaturkritischen Schreiben aufzeigt.
Dies geschieht in diesen Schritten:
- Wir diskutieren Texte zur Theorie der Literaturkritik, um deren grundsätzliche Kriterien und Rollenmuster abzuklären.
- Wir schauen auf ausgewählte Positionen in der Geschichte der Literaturkritik im 20. Jahrhundert, um uns grundsätzlicher Formen und Haltungen der Bewertung von Literatur zu versichern.
- Wir erarbeiten uns grundsätzliches Wissen und Handwerkszeug, das dazu dient, unsere eigenen Schreibversuche im Feld der Literaturkritik vorzubereiten.
- Wir schreiben schließlich selbst zwei Literaturkritiken zu zwei Romanen der Gegenwartsliteratur und diskutieren unsere Rezensionen kritisch im Seminar.
In dem Seminar wird damit der Versuch unternommen, theoretische Reflexion mit historischem Wissen, journalistischen Grundlagen und eigener Praxis zu kombinieren. Das Seminar hebt darauf ab, das eigene Schreiben theoretisch reflektieren zu können. Erst in diesem Wechselspiel von Wissen, Reflexion und Praxis kann sich Literaturkritik sinnvoll entfalten.
Das Seminar setzt keine journalistischen Vorkenntnisse voraus, wohl aber die Bereitschaft, den Gegenstand des Seminars reflexiv zu erarbeiten, sich selbst praktisch zu erproben und die eigenen Arbeitsergebnisse kritischer Rückmeldung auszusetzen.
Universität Osnabrück, Wintersemester 2019/2020
„Der literarische Kanon zwischen Norm und Dynamik“
Jeder literarische Kanon scheint genau so überlebt wie die künstlerische Norm, die er aufstellt. Der Literaturkanon scheint eine Idee der Vergangenheit zu sein. Dennoch bleibt die Frage nach der Auswahl der vermeintlich besten und wichtigsten Bücher beziehungsweise literarischen Werke aktuell. Was leistet eine Aufteilung der Literatur in Listen von kanonischer Geltung? Welchen kulturellen und gesellschaftlichen Bedürfnissen kommt sie entgegen? Und wie funktioniert der Literaturkanon als Instrument des Literaturbetriebes? Das Seminar soll einen Überblick über Geschichte, Strukturen und Erscheinungsformen des literarischen Kanons geben. Im Anschluss soll der Vorschlag für einen eigenen literarischen Kanon erarbeitet werden.
Universität Osnabrück, Sommersemester 2019
„Literaturkritik. Einführung und praktische Übungen“
"Literarisches Quartett", Buchbesprechungen in Feuilletons, Kundenbewertungen auf Amazon, Bücherblogs im Netz: Das Feld der Literaturkritik erscheint so weit aufgefächert wie selten zuvor. Der Befund einer denkbar vielfältigen, ja unübersichtlichen Praxis der Literaturkritik fordert dazu heraus, Grundlagen und Praktiken dieser Form der Bewertung künstlerischer Leistungen neu zu justieren. Das Seminar führt in die Grundlagen der Literaturkritik ein, indem es ihre Kriterien klärt, Textsorten sichtet und schließlich Wege zu eigenem literaturkritischen Schreiben aufzeigt. Theoretische Reflexion und Schreibpraxis sollen dabei so aufeinander bezogen werden, dass Literaturkritik mit klarem Bewusstsein für die eigenen Kriterien und die medialen Kontexte der eigenen Praxis betrieben werden kann. Das Seminar setzt entsprechend bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine doppelte Bereitschaft voraus - die zu kritischer Beschäftigung mit Grundlagentexten der Theorie der Literaturkritik und die zum eigenen Schreibversuch.
Universität Osnabrück, Wintersemester 2018/2019
„Feuilleton. Vom Zeitungsressort zur Beobachtungshaltung“
Das Feuilleton hat Konjunktur. Das Wort, das einst vor allem das Kulturressort von Tageszeitungen bezeichnete, ist in der Medienlandschaft zu einem umfassenden Begriff avanciert. Mit dem Begriff verbinden sich Vorstellungen von einer redaktionellen Arbeitseinheit ebenso wie der Umriss einer Textsorte und eine dezidierte Beobachtungshaltung der kulturellen Wirklichkeiten. Ressort, Text, Beobachtung: Anhand dieser drei grundsätzlichen Perspektiven soll der Begriff des Feuilletons analysiert und als mediales Phänomen aufgeschlüsselt werden. Im Seminar werden Stationen der Geschichte des Feuilletons beschrieben und Fragen redaktioneller Organisation geklärt. Daneben soll die Textsorte Feuilleton analysiert und verstehbar gemacht werden, was mit dem Feuilleton als Haltung gemeint ist. Das Seminar bietet einen Überblick zum Phänomen Feuilleton und kann so als Grundlegung für ein folgendes Seminarangebot zum Thema Praxis der Rezension verstanden werden.
Frühere Seminare
Universität Osnabrück, 2013
„Kunstkritik“
Universität Osnabrück, 2012
„Kunstmuseen“
Universität Osnabrück, 2006
„Rezension und Kritik“
FernUniversität Hagen, 2004
„Bildhermeneutik“
Universität Osnabrück, 2004
„Kulturmarketing“
FernUniversität Hagen, 2004
„Kulturmarketing“
FernUniversität Hagen, 2002
„Bildhermeneutik“
FernUniversität Hagen, 2001
„Öffentlichkeitsarbeit für Kultureinrichtungen“
Universität Osnabrück, 1998-2001
„Kulturjournalismus“